Sechs Wochen Atlanta
Angelo Toudeka aus unserer KBM-Klasse hatte die Möglichkeit, im Rahmen seiner Ausbildung einen Auslandsaufenthalt zu machen.
Lest hier seinen Erfahrungsbericht:
Ich habe durch ein Stipendium im Rahmen der Joachim Herz Stiftung die tolle Möglichkeit bekommen, nach Atlanta, Georgia zu fliegen. Dort habe ich die amerikanische Kultur kennengelernt, spannende Exkursionen gehabt und meine Zeit an der Kennesaw State University verbracht. Ganze sechs Wochen in einem anderem, mir völlig fremden, Land leben – 7.000 km von der Heimat entfernt. Dass dies mit vielen neuen Erfahrungen und Impressionen verbunden ist, war mir klar. Doch wie genau diese Erlebnisse mich während meiner Zeit geprägt und als Mensch weitergebracht haben, versuche ich in den nächsten Zeilen zu erläutern.
Was ich sofort gemerkt habe, ist wie offen die Menschen in Amerika sind. Gerade im Süden, der bekannt für die „Southern Hospitality“ ist, sind die Menschen sehr offen, warm und begrüßen selbst Fremde mit offenen Armen. Die Menschen, die ich kennengelernt habe und mit denen ich meine Zeit verbringen durfte, haben es in der kurzen Zeit geschafft, mir ein Gefühl der Heimat zu vermitteln. Umgeben von Menschen, die einen so Willkommen heißen und wirklich nur das Beste für einen möchten, fällt es einem viel leichter, fast schon unbewusst, seinen „Schutzmechanismus“ fallen zu lassen. Man fühlt sich frei, lässt seinen Gedanken freien Lauf. Dieser offene Umgang mit anderen Menschen ist etwas, was ich für meine persönliche Entwicklung mitnehmen kann. Und auch wenn es um die berufliche Ebene geht und ich an meine Karriere denke, sind dies alles Fähigkeiten, die mich weiterbringen. Gerade in meinem Beruf, in dem der Kontakt zu Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen einen sehr hohen Stellenwert hat, sind die Erfahrungen, die ich während meiner Zeit machen konnte, unbezahlbar. Kein Seminar hätte mir diese Einblicke verschaffen können. Und dafür bin ich sehr dankbar.
Auch wenn es um die Art und Weise geht, mit der man mit Menschen kommuniziert, konnte ich viel dazulernen – verbal und nonverbal. Eine andere Sprache kann man zwar überall auf der Welt lernen. Doch nirgendwo lernt man die Sprache so gut kennen, wie an dem Ort, in dem sie gesprochen wird. Und dadurch, dass ich die kleinen Feinheiten der englischen Sprache näher kennengerlernt habe, kann ich mich in Zukunft bei einem Gespräch besser positionieren – gerade wenn ich mit einem Amerikaner rede.
Die Zeit an der Universität war wirklich sehr gut und genau, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Palette an Kursen, die man besuchen konnte, war schlichtweg riesig. Die Kurse, die ich besucht habe, waren wirklich sehr interessant und hatten oft einen Bezug zu meinem Beruf. Von Kursen wie Entrepreneurship, Accounting und Marketing war alles dabei. Die Lehrer und Professoren haben uns in das Geschehen eingebunden, sodass wir aktiv im Unterricht mitgearbeitet haben und unsere Eindrücke und Ideen einfließen lassen konnten. Der Kontakt zu den Studenten war nie ein Problem für mich. Ich konnte mich stets mit Leuten unterhalten. Die Sprache war keine Barriere, sondern ein Schlüssel, der mir viele Türen geöffnet hat. Die verschiedenen Unternehmen, die ich besucht habe, waren überwiegend deutsche, was wirklich sehr spannend war. Oft hatten wir die Gelegenheit, mit einigen deutschen Mitarbeitern zu reden und Fragen zu stellen. Erstaunlich war, wie unterschiedlich die Wege und Gründe der Einzelnen waren und wie diese sie schließlich von Deutschland nach Amerika brachten. Es waren wirklich sehr schöne und interessante Firmenbesuche, an die ich noch zurückdenken werde.
Während ich in den Kontakt mit den Studenten gekommen bin, ist mir eine Sache wirklich sehr ins Auge gefallen. Vor allem die Leute, die Deutsch studieren, vielleicht schon einmal in Deutschland waren und sich mit dem deutschen System beschäftigt haben, wollen so schnell wie möglich in die Bundesrepublik. Viele von ihnen würden sogar nach Deutschland auswandern wollen. Dieser Gedanke hat mich anfänglich etwas stutzig gemacht. Ist es in den Staaten denn wirklich so schlimm? Meine Antwort: Nein, ist es nicht. Denn gerade wenn man über den Tellerrand schaut und mit Studenten spricht, die was anderes studieren, merkt man, dass es ihnen gut geht. Sie mögen das Land, in dem sie leben und fühlen sich wohl. Meine Erklärung ist, dass sich diese Studenten nicht wirklich mit den Unterschieden anderer Länder auseinandersetzen. Sie wissen schlicht und einfach nicht, inwiefern sich Deutschland von Amerika unterscheidet. Nachdem ich mich mit einigen Problemen auseinandergesetzt habe, wusste ich erst zu schätzen, wie gut wir es in Deutschland in einigen Punkten haben, und wie angesehen die deutsche Bildung und das System sind. Es ist leicht, sich in seinem Land über Dinge zu beschweren, die verbessert werden könnten. Dinge, die vielleicht wirklich nicht perfekt sind. Doch schaut man einmal ohne seine Scheuklappen, weiß man, was man hat. Alles hat seine Stärken und Schwächen. Man sollte voneinander lernen, statt das eine zu lieben und das andere zu verachten. Und dass ich beide System kennenlernen konnte, ist etwas, das mich weiterbringen kann.
Letztendlich lässt sich sagen, dass diese Reise den bisher größten Einfluss in meiner persönlichen Entwicklung hatte und mich nicht nur als Arbeitnehmer, sondern auch als Mensch wachsen ließ. Die Zeit in Amerika, ist eine, die ich niemals vergessen werde. Und das ist etwas, was ich jedem nur ans Herz legen kann – reist, gewinnt neue Perspektiven und seid offen für Neues. All dies steuert wahnsinnig viel zum eigenen Wachstum bei, und ich bin glücklich, dass ich die Chance ergriffen und genutzt habe.